Die Anforderungen für einen Immobilienkredit sind höher geworden. Einige Banken schauen bei Immobilienfinanzierungen mittlerweile viel genauer hin. Gründe sind die enorm hohe Inflation und die steigenden Zinsen.
Der Traum vom Eigenheim rückt für viele Menschen in Deutschland in immer weitere Ferne. Und das liegt nicht etwa nur an den gestiegenen Bauzinsen, die sich seit Januar etwa verdreifacht haben, oder an den hohen Baukosten. Mittlerweile macht sich auch die hohe Inflation von zuletzt 7,9 Prozent im August negativ bemerkbar. Sie hat nämlich direkten Einfluss auf die Vergabe von Immobilienkrediten. Die Geldhäuser schauen laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa unter großen Banken und Kreditvermittlern inzwischen genauer hin, wenn Immobilienkäufer einen Kredit beantragen. Danach setzen die Banken die Pauschalen für Lebensunterhaltungskosten bei der Kreditprüfung nunmehr höher an.
Nicht jede Kreditanfrage kann bewilligt werden: „Aufgrund der stark gestiegenen Inflationsrate, getrieben insbesondere von hohen Energiepreisen, mussten wir unsere Mindestanforderungen an Lebenshaltungs- und Bewirtschaftungskosten im Rahmen der Bonitätsbetrachtung nach oben anpassen“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bank. Die Kosten spielen eine wichtige Rolle dabei, wie viel freies Einkommen potenzielle Käufer haben und wie kreditwürdig sie sind.Die Commerzbank teilte mit, man bewillige nicht jede Kreditanfrage. „Gestiegene Finanzierungskosten und Lebenshaltungskosten führen derzeit dazu, dass möglicherweise nicht jeder Finanzierungswunsch erfüllt werden kann.“
Käufer bringen mehr Eigenkapital mit: Zwar betonten die Banken, dass sich der Anteil der abgelehnten Kredite kaum verändert habe. Käufer bringen aber auch wegen des Zinsanstiegs immer mehr Eigenkapital mit, beobachteten die Kreditvermittler. Käufer brachten in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 159.000 Euro Eigenkapital mit, erklärte der Kreditvermittler Interhyp. Ein Jahr zuvor seien es nur 129.000 Euro gewesen. Zudem wählten Kunden angesichts des raueren Umfelds eine längere Zinsbindung: In den ersten sechs Monaten 2022 habe sie im Schnitt bei 14,1 Jahren gelegen nach 13,2 Jahren im ersten Halbjahr 2021.
Bauzinsen ziehen wieder an: Dass die Banken zuletzt restriktiver bei der Kreditvergabe agierten, kann Ingo Foitzik, Geschäftsführer Baufinanzierung bei CHECK24, bestätigen. Zudem könnten es sich immer weniger Kunden leisten, sehr hohe Finanzierungssummen aufzunehmen. Hintergrund sind die gestiegenen Bauzinsen. Denn seit Mitte August steigen die Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen wieder an. Von ihrem vorläufigen Tief im August von 2,31 Prozent haben sich die Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen zuletzt auf 2,79 Prozent verteuert. Finanzierungsexperte Foitzik warnt: „Wir nähern uns den Höchstständen von über drei Prozent aus dem Juni“.
Quelle: ARD TAGESSCHAU